2018 Flugzeugabsturz Flims GR

[06.08.2018/QA]

Am Piz Segnas oberhalb von Flims GR ist am Samstag 04.08.2018 Nachmittag ein mehrplätziges Flugzeug abgestürzt. Beim Flugzeug handelt es sich um eine historische Ju-52 der JU-Air.
Momentan ist davon auszugehen, dass 20, mehrheitlich aus der Schweiz stammende, Todesopfer zu verzeichnen sind.
Die Kantonspolizei Graubünden hat das DVI Team Schweiz um Unterstützung bei der Identifikation aufgeboten.

[05.08.2018 Kapo GR]

Flims: Flugzeug am Piz Segnas abgestürzt – Alle Insassen verstorben
Am Samstagnachmittag ist an der Westflanke des Piz Segnas ein Flugzeug abgestürzt. Elf Männer und neun Frauen im Alter zwischen 42 und 84 Jahren kamen dabei ums Leben. Am Samstag um 17 Uhr erhielt die Einsatzleitzentrale der Kantonspolizei Graubünden die Meldung, dass am Piz Segnas ein Flugzeug abgestürzt sei. Das Flugzeug, eine Junkers JU-52 mit der Immatrikulation HB-HOT, startete am Samstag um 16.10 Uhr auf dem Flugplatz Locarno-Magadino mit Ziel Dübendorf. Es handelte sich um den Rückflug einer zweitägigen Flugreise der JU-AIR mit Übernachtung im Tessin. Im Anflug zum Piz Segnas stürzte das Flugzeug kurz vor 17 Uhr an der Westflanke auf einer Höhe von 2540 m ü. M ab. Dabei verstarben alle Flugzeuginsassen. Es handelt sich um sieben Paare aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern, Schwyz, Zug und Waadt, ein Paar mit dessen Sohn aus dem Bundesland Niederösterreich (A) sowie die drei Besatzungsmitglieder aus den Kantonen Thurgau und Zürich. Unter der Einsatzleitung der Polizei standen die örtlichen Feuerwehren, drei Privathelikopter, zwei Rega-Helikopter, die SAC-Rettungsstation Flims, die Schweizer Luftwaffe und das Care Team Grischun.

2014 Ukraine Flugabsturz Air Malaysia MH17

Am Donnerstag 17.07.14 stürzte ein Passagierflugzeug der Malaysian Airlines MH17 über ukrainischem Gebiet ab. Unter den 298 Todesopfern befanden sich keine Schweizer. Drei Passagiere und Angehörige hatten aber ihren Wohnsitz in der Schweiz.

Das EDA und fedpol ersuchten das DVI Team Schweiz, sich für einen Einsatz mit ein bis zwei Gruppen bereit zu halten. In Absprache zwischen fedpol und DVI CH war eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass der Einsatz nur an einem sicheren Ort erfolgen darf. Es wurde mit einer Einsatzdauer bis 3 Wochen gerechnet.

Der Bundespräsident Didier Burkhalter, gleichzeitig auch Vorsitzender der OSZE, bot nach der Zusage der Ukraine im Bereich DVI die Unterstützung der Schweiz an.

2012 Solemont (Frankreich), Flugunfall

Am Freitag 24. August 2012 ist ein in der Schweiz immatrikuliertes Flugzeug mit Passagieren aus der Schweiz auf dem Rückflug von Antwerpen in Frankreich um ca. 1800 Uhr im Gemeindegebiet von Solemont abgestürzt. Die Absturzstelle befand sich in einem Waldstück am Waldesrand, neben einer Weide.

Alle Insassen, der Pilot und drei Passagiere aus dem Kanton Bern, hatten den Absturz nicht überlebt. Die Hotline des eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatte die ersten Kontakte zu den Behörden geknüpft und fedpol informiert.

Das DVI Back Office von fedpol setzte sich mit den Behörden im Kanton Bern und des Auslandes in Verbindung. Die Kantonspolizei Bern wurde damit beauftragt die Vermisstendaten einzuholen. Nach entsprechender Anfrage wurde eine Delegation des DVI Team nach Frankreich gesandt.

Am Unfallort kamen das DVI Team Frankreich zur Identifikation der Opfer und das Büro für Flugunfalluntersuchungen Frankreichs zur Unglücksursachenermittlung zum Einsatz. Alle Opfer konnten nach einigen Wochen formell identifiziert werden. Die Delegation des DVI Teams war von Freitagabend bis Sonntagnachmittag vor Ort im Einsatz.

R. Hallauer, Fedpol

2012 Siders VS, Car Unfall

Am Abend des 13. März 2012 verunfallte in einem Autobahntunnel der A9 in Siders (Wallis) ein belgischer Reisecar. Dieser war mit 52 Kindern und Erwachsenen an Bord von Siders Richtung Sitten unterwegs, als er im Autobahntunnel bei einer Nothaltestelle frontal in die Wand prallte. 

28 Menschen kamen ums Leben - darunter 22 Kinder. Weitere 24 Kinder wurden teils schwer verletzt. Der Reisecar war mit zwei Schulklassen und ihren Begleitern auf dem Nachhauseweg von einem Skilager Richtung Belgien. 

Die Kantonspolizei Wallis ersuchte das DVI Team Schweiz um Unterstützung, worauf eine Einsatzgruppe am 14. März 2012 in Sitten ihre Arbeit aufnahm. Dies in Zusammenarbeit mit der KTA Wallis und dem IRM Lausanne. 

Der Einsatz wurde während der Nacht auf den 15. März 2012 aufrechterhalten und die Identifikationsarbeiten in enger Zusammenarbeit mit einem Detachement des DVI Belgien ununterbrochen vorangetrieben. Am Abend des 15. März 2012 konnte das letzte Unfallopfer abschliessend identifiziert werden.

Ch. Zingg, Kapo Bern

2007 Zell am See (Österreich), Flugunfall

Beim Zusammenstoss eines Sportflugzeugs mit einem Hubschrauber kamen acht Menschen ums Leben. 

Der Unfall ereignete sich am 5. März 2007, um kurz vor 11.00 Uhr bei Zell am See. Unter den Toten befanden sich sieben Personen mit Bezug in die Schweiz.

Bei der Bergung nach den Opfern standen gemäss Polizeiangaben rund 200 Helfer und vier Hubschrauber im Einsatz. Auf Einladung des DVI Österreich reisten drei DVI-Mitglieder aus der Schweiz (ein Gerichtsmediziner, ein fedpol-Angehöriger sowie eine Kriminaltechnikerin der Landespolizei FL) an die Unglücksstelle und überbrachten gleichzeitig die in der Schweiz erhobenen Ante-Mortem-Daten.

R. Hallauer, Fedpol

2004-2005 Krabi (Thailand), Tsunami

Am 26. Dezember 2004 wurde Südostasien von einem schweren im Indischen Ozean ausgelösten Seebeben heimgesucht. Der folgende Tsunami riss tausende Menschen in den Tod. Thailand und Sri Lanka ersuchten um internationale Hilfe unter anderem zur Identifizierung der einheimischen und ausländischen Todesopfer. 

Am 27. Dezember 2004 flog ein DVI Vorausdetachement zur Bedürfnisabklärung nach Asien. Zwei Tage später flog das DVI Team Schweiz mit zwei voll ausgerüsteten Identifizierungseinheiten, bestehend aus 24 Spezialisten, davon 8 Mitarbeiter rechtsmedizinischer Institute und 16 Kriminaltechniker, vom Flughafen ZH-Kloten nach Thailand.

Bei fedpol wurde als "DVI-Back Office" die Task Force Seebeben Asien organisiert und mit Personal der BKP und DVI Fachkräften aus den Kantonen und der Stadt Zürich besetzt.

Auszug aus Bericht von H.J. Ritter, Kdt Kapo Appenzell Ausserrhoden

2001 St. Gotthard TI, Brand im Tunnel

Am 24.10.2001 geriet ein Lastwagen, welcher in Richtung Norden fuhr, kurz nach der Einfahrt in Airolo in den St. Gotthard Strassentunnel, auf die Gegenfahrbahn und kollidierte auf der Höhe 1,1 km vom Südportal mit einem entgegenkommenden Lastwagen. Unmittelbar danach eintstand ein Brand, welcher sich über 300 m ausbreitete und die vollständige Infrasruktur und anwesenden Fahrzeuge zerstörte. Durch die entstandene Wärme kamen bis 2,5 km in Richtung Norden weitere Fahrzeuge und Personen zu schaden.

Durch dieses Ereignis starben 11 Personen, 8 Personen wuden verletzt. Total waren 23 Fahrzeuge betroffen. Nur über die "Hotline" Tessin kamen in 10 Tagen 1'500 Anrufe, mit einem Maximum von 490 potentiellen Vermissten. Die grössten Probleme ergaben sich durch den unmöglichen Zugang zum Ereignisort (keine Sicht- und Vergiftungsgefahr). Die technischen Ermittlungsarbeiten, insbesodere mit der Ernennung von 2 international anerkannten Experten (einer für die Unfallabklärung und einer für die Brandursachenermittlung) gestaltete sich sehr schwierig und komplex (mit einem enormen Echo in den Medien schwierig zu gestalten).

Die Unterstützung durch das DVI-Team CH kann folgendermassen zusammengefasst werden: 

  • Anwesenheit während 5 Tagen eines Kadermitgliedes des Stabes zur direkten Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Tessin (Planung und Organisation eines möglichen Einsatzes);
  • Untestützung durch 3 Mitglieder im Bereich der rechtsmedizinischen Identifikation in der Aufbahrungshalle;
  • Einsatz von 2 Mitgliedern während einem Tag vor Ort zu Vorbereitung des Einsatzmaterials; 
  • Aufgebot und Pikettstellung von ca. 12 Mitgliedern zur Bildung von 2 Einsatzgruppen (später definitiv rückgängig gemacht).

Schlussendlich kann festgehalten werden, dass der Unfall und der Brand sicher viel dramatischere Konsequenzen hätte haben können (Gefahrengut, Anwesenheit von Car mit Kindern und/oder älteren Personen, usw.). Ein solches aussergewöhnliches Ereignis setzt spezifische Fachkenntnisse, eine vorsorgende Planung, eine effiziente Organisation und gut vorbereitetes Personal voraus: Dadurch können die entsprechenden Lehren für die Zukunft gezogen werden.

E. Scossa-Baggi und A. Quattrini, Kapo Tessin

1999 Kosovo, Kriegsverbrechen

Im September 1999 waren 13 Mitglieder des DVI-Teams, im Auftrag des internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals in Den Haag (ICTY) in den Kosovo gesandt worden, um die Opfer des Krieges zu exhumieren, zu identifizieren und schliesslich die Ereignisse zu rekonstruieren. Rund 80 Opfer wurden durch 2 Rechtsmediziner, 2 Präparatoren und 9 KTD Beamte und Ermittler untersucht. 

Der grösste Teil der Opfer konnte identifiziert und deren Todesumstände rekonstruiert werden. Die Ergebnisse wurden in einem umfangreichen Gutachten dem Tribunal in Den Haag zugestellt.

Ch. Markwalder, IRM St. Gallen